Zum Jahresbeginn 1935 erklärt Hitler, "Die große reformatorische Arbeit wird fortgesetzt." Als politischen Schwerpunkt zum Jahresbeginn setzt er sich "die Rückkehr jenes deutschen Gebietes, das durch seine Stimme des Blutes am 13. Januar die unlösbare Gemeinschaft mit dem deutschen Reich vor aller Welt bekunden wird."

Am 13. Jänner 1935 ist die Volksabstimmung über die Angliederung des seit Ende des Weltkrieges unter Völkerbundverwaltung stehenden Saarlandes angesetzt. Diese Abstimmung wird zu einem Triumph für den Nationalsozialismus: Während die im "Reich" stattfindenden Wahlen und Abstimmungen mit ihren gegen 100% gehenden Ergebnissen als Resultate des totalitären Staatsgefüges gelten können, erfolgt die Abstimmung im Saargebiet unter dem Schutz von englischen, holländischen, schwedischen und italienischen Truppenkontingenten und unter Kontrolle von dreihundert Abstimmungskommissaren des Völkerbundes.


NS-Abstimmungsplakat voller NS-Kitsch:
"Deutsche Mutter heim zu Dir!"

Auch wenn man berücksichtigt, dass das Saarland als Kriegsentschädigung für Frankreich unter Völkerbundverwaltung gestellt worden war, dass die Arbeitslosigkeit fast 25% beträgt, dass die Agitation der antifaschistischen Parteien gegen die Rückkehr ins Reich allein durch das zu erwartende Resultat beeinträchtigt war und dazu die Nazis recht geschickt argumentierten, falls die Saarländer nicht mit JA stimmten, sei eine Wiedervereinigung für alle Zukunft unmöglich, so ist das Ergebnis doch bestürzend: Von den 539.542 Wahlberechtigten werden 528.704 gültige Stimmen abgegeben, von denen 480.063 mit JA, 46.526 für die Beibehaltung des bestehenden Zustandes und 2.115 für den Anschluss an Frankreich stimmen. Die Heimholung ins Reich hat begonnen.

In einem Aufruf der NSDAP nach dem Vorliegen des Saar-Abstimmungsergebnisses heißt es u.a.:
"Wir grüßen Euch, Brüder an der Saar! Ihr kehrt in ein neues und besseres Deutschland zurück als ihr es verlassen habt. Besonders Dir, Arbeiter, drücken wir glückhaft und herzlich die Hand, und Du wirst ebenso einsehen wie die Millionen der deutschen werktätigen Volksgenossen, dass der Nationalsozialismus nicht kapitalistische Versklavung ist, sondern wahrhaft sozialistische Gemeinschaft. Fasst an und helft mit! Deutschland wird das sein, was Ihr und wir alle aus ihm machen. Treue zum Führer! Zur Sonne, zur Freiheit!"
Die Übernahme von Traditions- und Organisationsformen aus der Arbeiterbewegung war ein Bestandteil der NS-Politik. Für das alte Arbeiterlied, "Brüder zur Sonne, zur Freiheit, Brüder zum Lichte empor.." z.B. schuf man einen neuen Text: "Hitler ist unser Führer, ihn lohnt nicht gold'ner Sold..."
Auch die Übernahme religiöser Formeln war üblich, wie es etwa in einem Vortrag zum Winterhilfswerk hieß: "Hitler nahm das Brot, segnete es, brach es und gab es dann den Amtswaltern zur Verteilung an das Volk weiter."


Hitler, der deutsche Messias?

Mit 30.1. werden mit einer Novelle des Reichsstatthaltergesetzes die Länderrechte endgültig abgeschafft, Reichsstatthalter (in der Regel werden Gauleiter der NSDAP dazu ernannt) fungieren in ihrem Bereich als "ständige Vertreter der Reichsregierung".
Auf Kommunalebene bleiben die Gemeinden, abgeschafft werden die Gemeindewahlen (auch rein formale gibt es nicht mehr), die Bürgermeister werden aus dem Parteiapparat der NSDAP bestimmt.

Zum 15. Jahrestag der Verkündigung des Parteiprogramms der NSDAP sagt Hitler u.a.: "Ich habe die Demokratie durch ihren eigenen Wahnsinn besiegt, uns aber kann kein Demokrat besiegen, heute haben wir die Macht und ihr habt nichts!"

Mit 26.2. wird ein Arbeitsbuch eingeführt, damit soll eine "zweckentsprechende Verteilung der Arbeitskräfte" erreicht werden. Ohne Arbeitsbuch sind keine Arbeitsverhältnisse möglich.

Die Zahl der Arbeitslosen beläuft sich Ende Februar auf 2,765.000.

Am 1. März wird das Saarland dem Deutschen Reich eingegliedert.

Am "Heldengedenktag" am 17. März wird die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht bekannt gegeben. Die englische Regierung schickt eine Protestnote. Frankreich und Italien protestieren ebenfalls.
Die Wiederherstellung der "deutschen Ehre", wie man die Heimholung der Saar und die Einführung der Wehrpflicht nennt, tragen wesentlich dazu bei, gewisse Missstimmungen zu dämpfen und speziell die Person Hitlers in der Position als "Führer" zu festigen. Missstände werden häufig als Fehlleistungen der unteren Ebene der NSDAP-Funktionäre gesehen - der Spruch, "wenn das der Führer wüsste" war durchaus nicht nur ironisch gemeint.


deutsche Armeen marschieren wieder

Mit England werden ab 25. März Gespräche über ein Flottenabkommen geführt, um weitere durch den Friedensvertrag von Versailles aufgelegte Beschränkungen für Deutschland abzubauen.


Sir John Simon, Hitler und Anthony Eden
verhandeln über die deutsche Aufrüstung zur See

Die "Ernsten Bibelforscher" (Zeugen Jehovas) werden ab 1.4. als "Schrittmacher des Weltbolschewismus" verboten. Pazifismus scheint was Bolschewistisches gewesen zu sein. Die kleine Sektengemeinschaft verweigert die Eidleistung und den Wehrdienst und wird in der NS-Zeit unfassbare Blutopfer bringen. Die Sekte war schon in den Zwanzigerjahren wegen ihrer Gegnerschaft zu den etablierten Großkirchen und den politischen Einrichtungen von den Behörden bedrängt und schikaniert worden, 1933 gab es noch rund 6.000 registrierte Mitglieder, davon wurden 98% (!!) nach dem Heimtückegesetz verurteilt, mehr als 2.000 hingerichtet oder in KZ-Haft umgebracht. Keine andere Gesinnungsgemeinschaft hatte einen derart hohen Opferanteil.

Zum 1. Mai wird angekündigt, dass im laufenden Jahr der letzte Arbeitslose Arbeit erhalten werde. Wesentlicher Punkt der Wirtschaftsaufwärtsentwicklung wird immer stärker die zunehmende Aufrüstung:


Rüstungsausgaben und Staatsschulden stiegen, die Arbeitslosen verschwanden


bis Kriegsbeginn gehen 60 Milliarden Reichsmark in die Rüstung

Die Rüstungsausgaben steigen von 1932 bis 1936 von 520 Millionen auf über 10 Milliarden (jeweils tatsächliche Aufwendungen inklusive Mefo-Wechsel, im Budget sind niedrigere Werte ausgewiesen), die zivilen staatlichen Investitionen verdoppeln sich nur gut von knappen zwei auf über vier Milliarden. Die Behauptung, 1935 die Arbeitslosigkeit endgültig zu beseitigen, trifft allerdings auch nicht zu. 1936 sind noch 1,6 Millionen ohne Beschäftigung (ca. 7%), erst 1938 erreicht man mit 2% Arbeitslosigkeit praktisch die Vollbeschäftigung, wobei nicht nur die Erhöhung der Beschäftigungszahlen in der Wirtschaft eine Rolle spielt, sondern auch der Arbeitsdienst, die allgemeine Wehrpflicht und die "Rückkehr" von weiblichen Arbeitskräften an den "Herd" zur Reduzierung der Arbeitslosen beitragen. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch Zunahme der Verschuldung.

Im "Reich" hatte es 1934 eine einzige verhältnismäßig freie Wahl gegeben, die für die Nazis mit einem Fiasko endete. Im März und April fanden Vertrauensrätewahlen in den Betrieben statt, lediglich rund 40% der Wahlberechtigten nahmen daran teil, von den NS-Kandidaten wurden nur ca. 25% gewählt. Die Wahlen verlaufen 1935 für die Nazis etwas besser, aber nicht gut genug, in Hinkunft werden keine Wahlen von Vertrauensräten mehr abgehalten.

Die verbotenen Linksparteien blieben im Untergrund weiterhin aktiv. Besonders die KPD konnte noch längere Zeit die Herstellung und die Verbreitung von Zeitungen und Flugblättern aufrecht erhalten. Durch die Verhaftung von Aktivisten, die Aufdeckung von Druckereien wurde dies immer gefährlicher und schwieriger. Die Einschmuggelung von Materialien aus dem Ausland war ebenfalls gefährlich. Trotzdem sind aus den Dreißigerjahren über 600 verschiedene Titel von Flugschriften bekannt, die zum Teil über einen längeren Zeitraum hergestellt und verbreitet werden konnten.

  
links eine hektographierte Bezirkszeitung der Berliner KPD, erschien 1933 bis 1935,
rechts ein in Karlsbad hergestelltes Flugblatt der "Revolutionären Sozialisten",
das von 1935 bis 1937 eingeschmuggelt und verbreitet wurde

Am 12.5. stirbt der starke Mann Polens, Josef Pilsudski. Seit 1926 hatte er in Polen allmählich ein stark nationalistisch-autoritäres Regime mit faschistischen Zügen errichtet.


Josef Klemens Pilsudski (1867-1935), er besiegte die Rote Armee
vor Warschau, was 1921 zum Friedenvertrag von Riga führte
und die polnische Ostgrenze weit in die Ukraine verschob

Bei den Wahlen in der CSR wird die (pronazistische) Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins die stärkste Gruppierung im Abgeordnetenhaus (19.5.).

Am 22.5. werden die Jahrgänge 1914 und 1915 zur ersten Musterung im Rahmen der neuen allgemeinen Wehrpflicht einberufen.

18.6.: Der britische Außenminister Samuel Hoare und der bevollmächtigte Botschafter Joachim von Ribbentrop unterzeichnen das seit März ausgehandelte Flottenabkommen, die deutsche Überwasserflotte wird auf 35% der Commonwealthflotte begrenzt, die U-Boot-Tonnage auf 45% der britischen festlegt. Mit Unterzeichnung des Abkommens werden alle Forderungen der NS-Regierung erfüllt. Hitler mag auch davon überzeugt gewesen sein, den schon in "Mein Kampf" geäußerten Wunsch nach einem Bündnis mit Großbritannien damit entscheidend näher gekommen zu sein.
("Bei nüchternster und kältester Überlegung sind es heute in erster Linie diese beiden Staaten England und Italien, deren natürlichste eigene Interessen den Existenzvoraussetzungen der deutschen Nation wenigstens im allerwesentlichsten nicht entgegenstehen, ja in einem bestimmten Maße sich mit ihnen identifizieren.")
Die Briten stoßen mit ihrem Alleingang auf scharfe Kritik aus Frankreich, da sie erstmals eine deutsche Überschreitung des Versailler Vertrags offiziell gebilligt haben. Zwar kann Deutschland seine Marine nun vervierfachen, die Briten meinen aber durch dreifache Überlegenheit ihrer Seestreitkräfte ihre Vorherrschaft zu sichern.

Am 26. Juni wird per Gesetz aus dem bisherigen freiwilligen Reichsarbeitsdienst (RAD) ein gesetzlicher:
Junge Männer müssen im Alter von 18 bis 25 im Straßen- und Siedlungsbau, bei Deichanlagen, Befestigungen, Kultivierungsarbeiten usw. sechs Monate Arbeitsdienst leisten. Für Frauen gibt es ab 1936 einen freiwilligen Arbeitsdienst, ab 1939 das (unfreiwillige) Pflichtjahr. Der RAD-Leiter Hierl wird zum "Reichsarbeitsführer" ernannt.
Der Arbeitsdiensteinsatz blieb allerdings auf Grund seiner Struktur und Organisation eine eher unproduktive Angelegenheit.


der RAD ist (wie alles im Nationalsozialismus) militärisch gegliedert


"bewaffnet" sind die Arbeitsdienstler mit dem Spaten ...


... mit dem sie auch exerzieren


die RAD-Produktivität ist gering

Am 14.7. wird in Frankreich eine Antifaschistische Volksfront gebildet.

Mit 16.7. wird zur "Wiederherstellung geordneter Zustände" ein Reichskirchenministerium eingerichtet:
Minister wird Hanns Kerrl (1887 - 1941), Hitler lag offensichtlich daran, die Religionsgemeinschaften in seine "Volksgemeinschaft" einzugliedern, was Kerrl letztlich an seinem Ziel, die Evangelischen in einer NS-freundlichen Deutschen Evangelischen Kirche zusammenzuschließen, scheitern ließ, die Gegensätze zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche blieben. Die katholische Kirche hatte ihre Position mit dem Konkordat von 1933 so abgesichert, dass auch hier Kerrl die beabsichtigte Einschränkung des Katholizismus nicht erreichte. Nach Kerrls Tod wurde seine Funktion nicht mehr nachbesetzt.
Die entscheidenden Auseinandersetzungen mit den christlichen Kirchen hatte man inzwischen regime-intern auf "nach dem Krieg" verschoben. Siehe dazu den Text "Gottgläubig" über die angedachte NS-Religion.

Im August gibt es rund 6,5 Millionen Rundfunkgeräte im Lande, eine weitere Million Volksempfänger soll produziert werden.

Der VII. Kongress der Kommunistischen Internationale beschließt im August die Faschismus-Definition von Generalsekretär Dimitroff: "Der Faschismus ist die offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals". Was wohl auch nicht alle Aspekte des Faschismus und Nationalsozialismus beinhaltet. Der letztere war z.B. nicht reaktionär im Sinne von antimodernistisch oder voraufklärerisch, auch steckte das Finanzkapital nicht im Sinne von Anstifter, Planer und Drahtzieher dahinter, aber die Großbourgeoisie begrüßte und unterstützte die Nazis freudig, denn die Interessen lagen auf ähnlicher Ebene. Der Faschismus war das politische Mittel des Kapitalismus in der Krise und sein Instrument gegen die Arbeiterbewegung.

Vergessen hatte die Nazis anscheinend bisher auf die Freimaurer, mit 17.8. werden alle Logen verboten, ihr Vermögen beschlagnahmt. Den Freimaurern werden "volks- und staatsfeindliche Bestrebungen" unterstellt.

Die katholische Kirche wendet sich am 20. August mit einer bischöflichen Denkschrift gegen das nationalsozialistische "Neuheidentum" und die Verdrängung christlicher Elemente aus der Öffentlichkeit.

Am Reichsparteitag im September freut sich Hitler besonders über die Wiedererrichtung der Wehrmacht.


die Parteitage sind in Wahrheit choreographisch inszenierte
Massenaufmärsche und -umzüge, es wird verkündet, nicht diskutiert

Während des Reichsparteitages werden die Nürnberger Gesetze verabschiedet. Das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (Blutschutzgesetz) und das Reichsbürgergesetz formulieren die Grundlagen für die staatliche Judenverfolgung.
Vorerst "nur" in Form der Einschränkung der staatsbürgerschaftlichen Rechte und der Berufsausübung. Reichsbürger kann nur noch sein, wer "deutschen oder artverwandten Blutes" ist, die Eheschließung und der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden wird verboten, jüdische Beamte werden aus dem Staatsdienst entfernt, als Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater usw. dürfen Juden nur noch für Juden tätig sein. Rudolf Hirsch schrieb in seinem Buch "Der gelbe Fleck" über die Hintergründe dieser grotesken Gesetze: Der Fünfachtel Jude - außerdem: Sexualität im Dritten Reich.


Merkblatt zu den Nürnberger Gesetzen, der "Arier-Nachweis" wurde zur Existenzfrage -
Hitler war übrigens für sich selbst nicht in der Lage, einen Arier-Nachweis zu erbringen,
da er einen Großvater (Vater des Vaters) nicht wirklich belegen hätte können


der "Rassenkundler" Hans Friedrich Karl Günther (1891-1968),
sein Buch "Rassenkunde des deutschen Volkes", in welchem er
die "rassezerstörende Wirkung von Mischehen" darstellte, war
eine wesentliche Grundlage für die Nürnberger Rassengesetze

 
"Rassenschande" ist jetzt strafbar und wird auch öffentlich angeprangert


die "Arier" werden in Unterrassen eingeteilt,
ostbaltisch, dinarisch, ostisch, westisch, nordisch
(zu "nordisch" gab es noch die Variante "fälisch")

Am 26.September wird in Paris unter dem Vorsitz des Schriftstellers Heinrich Mann ein Büro zur Vorbereitung einer antifaschistischen Volksfront gebildet.

1. Oktober: Bisher wurden rund 3.600 Bücher verboten, von 565 Autoren wird das Gesamtwerk verboten (z.B. Döblin, Feuchtwanger, Freud, Heine, Seghers, Schnitzler).

Am 2. Oktober wird in der im Tannenbergdenkmal in Hohenstein (Ostpreußen) dafür eingebauten Gruft der 1934 verstorbene Reichspräsident Hindenburg beigesetzt - unter Hindenburgs Kommando hatte im August 1914 in der Tannenbergschlacht die deutsche über die russische Armee gesiegt, das Denkmal wurde 1927 errichtet.


Hindenburgs vorläufig "endgültige" Beisetzung ...


... denn das pompöse Denkmal wird 1945 auf Befehl Hitlers gesprengt werden

11. Oktober: Im Rundfunk wird die "Nigger-Jazz-Musik" verboten. Was noch durch viele Jahre die Leute beschäftigen wird: Überall glaubt man Jazz zu hören, alles was nicht ins Wunschkonzert passt, wird freihändig zum Nigger-Jazz erklärt...


die "jüdische Negermusik" verfolgte die Deutschen
noch jahrelang, jeder Foxtrott geriet zum Jazz ...

3.10.: Ohne Kriegserklärung marschieren italienische Truppen aus den Kolonien Eritrea und Somaliland in Äthiopien ein.

Am 21. Oktober wird der 1933 erfolgte Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund wirksam.

31. Oktober: Seit der Machtübernahme Hitlers wurden in 5425 Prozessen 20.883 Personen aus politischen Gründen vor Gericht gestellt, eine nicht näher bekannte Zahl war ohne Gerichtsurteil kurz oder länger inhaftiert.

Am 1.11. rücken die ersten Wehrpflichtigen ein (Jahrgang 1914). 24 Infanteriedivisionsstäbe werden eingerichtet.

Am 4.11. wird mit Polen ein Wirtschaftsvertrag abgeschlossen.

Um der "Einheit von Partei und Staat auch in den Sinnbildern Ausdruck zu verleihen", wird das Hoheitszeichen der NSDAP als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches eingeführt (5.11.). Die Reichsflagge wird durch die Hakenkreuzfahne ersetzt, auch eine neue Reichskriegsflagge wird verordnet, sie ähnelt der aus der Monarchie, trägt aber natürlich statt des Kaiseradlers das Hakenkreuz. Das Eiserne Kreuz bleibt wie bisher.


die Standarte des "Führers und Reichskanzlers" und das Siegel eines Finanzamtes

Hitler selbst wird zur Ikone, zum "höchsten Gut der Nation". Wenn dann einem durchaus regimetreuen Künstler eine Hitlerdarstellung nicht so gelang, wie es gewünscht wurde, gab es böse Worte in der deutschen Presse:

Der Leiter des rassepolitischen Amtes der NSDAP in Köln verkündet am 7.11.: "Allein der Rassestandpunkt zwingt mich zu erklären, dass die Juden aus Europa verbannt werden müssen, nicht etwa, weil sie Schandtaten begehen, sondern weil sie Juden sind."


Judenhetze für Kinder in Bilderbuchform

Am 9.11. betten die Nazis die 16 Toten ihres gescheiterten Putschversuches von 1923 in einen neuerrichteten Tempel um.


Gedenkstein für die "im treuen Glauben an die Wiederauferstehung ihres Volkes" 1923 von der
Polizei erschossenen Putschisten - das Denkmal wurde nach 1945 von den Amerikanern gesprengt

Am 15.11. verkündet Goebbels die Reichskulturkammer als "judenrein".

Im November wird der erste Entwurf des Paktes mit Japan aufgesetzt (Antikominternpakt).

Nicht als anti-jüdisch, sondern als pro-deutsch sieht Hitler die Nürnberger Rassegesetze in einem UP-Interview.

6.12.: Der Reichsverteidigungsausschuss beschließt den beschleunigten Aufbau der Wehrmacht.

13.12.: Gründung des SS-Lebensborn beim SS-Rasse- und Siedlungshauptamt. Jeder SS-Mann sollte vier Kinder zeugen, ob ehelich oder nicht ist egal, für die Aufzucht un- oder außerehelicher Kinder sollen Lebensbornheime eingerichtet werden.

21.12.: Aus Verzweiflung über die Entwicklung in Deutschland begeht Kurt Tucholsky im schwedischen Exil Selbstmord.


so etwas brachte 1935 vielleicht der deutsche Weihnachtsmann:
die Trompetenuhr "Volk ans Gewehr", denn das war deutsches Kunsthandwerk!


das brachte der Weihnachtsmann nicht, das war kein deutsches
Kunsthandwerk, sondern die Parodie darüber in Chaplins "Der große Diktator"

Zum Jahresende steigt die Arbeitslosenzahl auf 2,5 Millionen, das Volkseinkommen stieg 1935 auf 59 Milliarden Reichsmark (+12%), das Steueraufkommen erhöhte sich um 18%. Die Zahl der Straftaten erreichte mit 278.000 den niedrigsten Stand des Jahrhunderts.

Ende 1935