Als Zeitdokument sei hier eine Selbstdarstellung der Nazis angeschlossen.
Den neuen Parteimitgliedern
wurde ein Handbuch "Ich kämpfe" mit Beiträgen verschiedener leitender
Nazis überreicht. Daraus ein
kurzer Text von Reichsleiter Philipp Bouhler. Dieser
war seit 1934 Leiter der "Kanzlei des Führers". Der Inhalt dieses
Textes ist zum Teil auch sachlich falsch (wie z.B., dass Hitler das 7. Mitglied
der NSDAP gewesen sei), insgesamt eine schauderhafte Hagiographie.
Die hier
wiedergegebene Variante entstammt der Auflage vom Frühjahr 1938 - nach dem "Anschluss"
Österreichs konnte man wieder viele Handbücher an neue Parteigenossen verteilen.
Auf der ersten Seite stand das »TREUEGELÖBNIS«
ICH GELOBE
MEINEM FÜHRER ADOLF HITLER
TREUE.
ICH VERSPRECHE, IHM UND DEN
FÜHRERN,
DIE ER MIR BESTIMMT,
JEDERZEIT ACHTUNG UND
GEHORSAM
ENTGEGENZUBRINGEN
ÜBERREICHT ZUR AUFNAHME IN DIE NSDAP - NATIONALSOZIALISTISCHE DEUTSCHE ARBEITERPARTEI
Geschichtlicher Überblick.
Von Reichsleiter Philipp Bouhler
Das politische Dasein, das die am 5. Januar 1919 von dem Schriftleiter Karl Harrer in München gegründete "Deutsche Arbeiterpartei" mit ihren nicht mehr und nicht weniger als sechs Mitgliedern fristete, war das eines Vereins wohlmeinender nationaler Männer, die das verhängnisvolle Wirken des Marxismus erkannt und sich zusammengeschlossen hatten, um die deutsche Arbeiterschaft wieder der Nation zurückzugewinnen. So richtig diese Erkenntnis an sich war, so sehr fehlte diesen Leuten das Zeug, um sie in die Wirklichkeit umzusetzen. Daß sie kein Geld hatten, war nicht das Schlimmste. Aber sie besaßen keine einheitliche große Linie, nach der sie ihren Kampf hätten führen können. Sie standen einsam und hilflos einer Welt gegenüber, die sie entweder absichtlich übersah oder von ihrer Existenz überhaupt keine Ahnung hatte. Sie fanden nicht den Schlüssel, das Augenmerk des Volkes auf sich zu lenken und wären daher wahrscheinlich ihrer Lebtage mit ihrer "Partei" nicht über den Rahmen eines völlig bedeutungslosen Debattierklubs hinausgekommen. Kurz gesagt, ihnen fehlte der Führer. Er erstand ihnen in ihrem siebenten Mitglied.
Mit dem Tage — es war wohl der 16. September des Jahres 1919 — als Adolf Hitler sich der Deutschen Arbeiterpartei anschloß, beginnt die Entwicklung ihres einzigartigen Aufstiegs. Hitler erkannte sofort, daß die Partei aus ihrer Verborgenheit heraus und an die Öffentlichkeit treten müsse. Das einzige Mittel hierzu schien ihm eine systematisch betriebene großzügige Propaganda, die vor allem der Psyche der breiten Masse gerecht würde. Zunächst hatte Hitler freilich im "Ausschuß" dieser Partei, die nach parlamentarischen Grundsätzen arbeitete, die größten Widerstände hinwegzuräumen, um jede, auch die geringfügigste Neuerung durchzuführen.
Was bei jedem Heere, in erster Linie beim deutschen, als Selbstverständlichkeit gilt, war im politischen Leben nahezu aller Nationen längst fast vollständig verschwunden:
Die Anerkennung des Wertes der Persönlichkeit und ihre Verantwortlichkeit. Während im Deutschland von gestern die politischen Führer sich ihr Handeln von den Beschlüssen der Mehrheit vorschreiben lassen mußten, hinter denen sie sich dann, von keiner Verantwortung belastet, verstecken konnten, baute Adolf Hitler seine Partei auf nach den Grundsätzen der Autorität nach unten und der Verantwortlichkeit nach oben.
Als der bisherige Vorstand der Partei, die seit dem 9. August 1920 den Namen "NSDAP" führte, im Juli 1921 zurücktrat und Adolf Hitler zum Vorsitzenden gewählt und mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet wurde, da sollte sich bald zeigen, daß der Redner, der die Massen in den Bann seines Wortes zog, zugleich auch der geborene Organisator ganz großen Stiles war. Rücksichtslos brach er sofort mit den bisherigen Gepflogenheiten, in denen er die Zerstörung jeder Organisation sah.
Er wollte ja keine Partei im landläufigen Sinn des Wortes aufbauen. Was er brauchte, war ein schlagkräftiges, straff organisiertes und dem Willen seiner Führung blind gehorchendes Instrument. Dieses Instrument war die NSDAP, der organisatorische Kern der nationalsozialistischen Bewegung, die allmählich das ganze deutsche Volk erfassen sollte.
Blutbedingt und in der heimatlichen Scholle wurzelnd mußte diese Volksgemeinschaft sein. Alle Gegensätze politischer, sozialer und religiöser Art, die die Nation bisher nach allen Richtungen hin zerspalten hatten, mußten überbrückt, jede kleinliche Regung eigensüchtiger Interessen einzelner Personen und Gruppen mußte übertönt werden von dem Befehl, der allen Deutschen ein gemeinsames Handeln vorschrieb.
Was bedeutete die Frage einer Staatsform, was der Streit über kirchliche Probleme oder die haßerfüllten Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Besitzenden vor dem allmächtigen Schicksal, das unerbittlich über Leben oder Untergang Deutschlands zu entscheiden hatte!
Eine Organisation, wie sie Adolf Hitler vorschwebte, war nicht nur ein Staat für sich, welcher dereinst das morsche, in sich zusammenbrechende marxistische Staatsgefüge ablösen konnte, mit ihr, getragen von der ewigen Wahrheit der Idee, mußte das Genie eines Führers eine Welt aus den Angeln heben können! Nach solchen großen Gesichtspunkten vollzog sich der Aufbau der NSDAP und ihrer Gliederungen.
Aber im tiefsten Grunde verbürgte den Sieg nur die Persönlichkeit Adolf Hitlers. In seinen Erkenntnissen und in seinem Handeln, sichtlich gesegnet von der Vorsehung, in seiner Arbeit, seinem Glauben, seiner Willens- und Entschlußkraft, in dem täglich und stündlich über aller Wirrnis leuchtenden Vorbild des Führers liegt allein der Erfolg begründet. Wie hätten sonst diese Jungens, wie hätten all diese Männer und Frauen Gut und Blut und Leben wortlos hingegeben und ohne Anspruch auf Dank? Wie hätten sie dem Schicksal getrotzt, Not, Entbehrungen und Verfolgung erlitten, wie wäre ihnen der Blick aus den Augen des Führers genug des Lohnes gewesen für das schwerste Opfer? —
Es gibt Dinge im menschlichen Leben, die getan werden müssen, gleichgültig, ob ihnen ein Erfolg beschieden ist oder nicht, Entschließungen und Taten, denen man sich nur um den Preis der inneren Freiheit, seiner Geltung, seines Glückes, ja seines Lebens entziehen kann. Es gibt daher Niederlagen, durch die man hindurchgehen muß, der einzelne, eine Bewegung, eine Nation. Dazu gehört der 9. November 1923.
Ein schwarzer Tag fürwahr in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung, aber zugleich ein Wendepunkt im Geschehen unserer Zeit. An diesem Tage versuchte ein Mann mit wenigen Getreuen das deutsche Schicksal zu wenden. Er wagte eine Tat, obgleich die größte Wahrscheinlichkeit gegen ein Gelingen sprach.
Aber diese Tat mußte geschehen. Nur dem, der den Mut hatte, den Sprung in das Ungewisse zu wagen, konnte die deutsche Zukunft gehören. Aus Blut nur und Kampf konnte die Saat eines schöneren Vaterlandes emporsteigen. Als Adolf Hitler sich in seinem Innern zum Losschlagen entschloß, da hatte er eine der schwierigsten Entscheidungen seines Lebens getroffen. Es gehörte schon ein unerhörtes Maß von Kühnheit dazu, ohne den Befehl irgendeines Menschen in der Welt, nur aus eigenstem Entschluß heraus zu handeln, der bestehenden Ordnung den Kampf anzusagen, eine Regierung, die nun einmal im Besitze der staatlichen Machtmittel war, für abgesetzt zu erklären und die ganze Last der Verantwortung für all das, was aus diesem Staatsstreich an Folgen sich ergeben mußte, allein zu tragen. Der Versuch, eine Wendung des unheilvollen Schicksals herbeizuführen, das seit fünf Jahren über Deutschland lastete, hatte nicht zum Ziel geführt. Das System des 9. November 1918 blieb im Sattel, zum Schaden des gesamten Volkes. Aber gleichwohl ist das Unternehmen Adolf Hitlers und seiner Freunde nur äußerlich mißlungen.
Später hatte sich der Führer zu der Überzeugung durchgerungen, daß die Zeit am 9. November noch nicht reif war. Bei der Zehn Jahresfeier im Bürgerbräukeller am 9. November 1933 nennt er den damaligen Zusammenbruch "Weisheit der Vorsehung", aber er fügt hinzu: "und doch bin ich davon überzeugt, daß wir, als wir damals so handelten, im Auftrag einer höheren Gewalt so handeln mußten und nicht anders".
Die unter der Fahne des Hakenkreuzes zur Feldherrnhalle marschierten, dem neuen Reich entgegen, sie sind keinem Phantom gefolgt, sondern dem Zug ihres Herzens, dem lauten Ruf eines Ideals, das durch die Stimme des Führers zu ihnen sprach. Alle waren sie bereit, das Höchste hinzugeben, das sie zu geben hatten, weil sie die in Adolf Hitler verkörperte Idee höher stellten als das eigene Leben. Aber sechzehn Männer sind es, von denen das Schicksal dieses Opfer angenommen hat.
Und so sind die Toten des 9. November die ersten Märtyrer des nationalsozialistischen Kampfes geworden. Viele sind ihnen nachgefolgt und haben wie sie Blut und Leben geopfert auf dem Altar des Vaterlandes. Aber sie waren die ersten. Ihr Kampf war um vieles aussichtsloser als der in den späteren Jahren. Daher war auch ihr Einsatz größer. Sie erbrachten vor der Welt den Beweis dafür, daß diese neue Bewegung bereit war, mit dem Blut ihrer Kämpfer den Weg in die deutsche Freiheit zu düngen.
Nicht umsonst hat der Führer die
sechzehn Gefallenen des 9. November herausgehoben aus der Marschkolonne der
"Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen", um ihnen in den Ehrentempeln
am Königsplatz zu München ein Denkmal zu setzen, das durch die Schlichtheit und
den Adel seiner Form Zeugnis ablegt für die Größe ihres Opfers und zugleich für
die Wertung, die ihnen durch die Bewegung zuteil wird. Darum wurden ihre
sterblichen Überreste am 9. November 1935 aus ihren anspruchslosen Gräbern,
zerstreut in verschiedenen Friedhöfen von München und Umgebung, herausgenommen
und nach nächtlicher Aufbahrung in der Feldherrnhalle am nächsten Tage in
feierlichem Zuge in ihre neue Gruft überführt.
Dort werden sie für immer als "Ewige Wache" das Andenken dieses Tages für die kommenden Geschlechter bewahren.
Mehr als ein Jahr des Versuches, nach dem Zusammenbruch des 9. November 1923 wieder zu einem organisatorischen Gefüge zu kommen, der inneren Gärung, des Zwiespalts und der Führerstreitigkeiten lag hinter der Bewegung. Der zunächst unter dem Eindruck des großen Prozesses vor dem Volksgerichtshof in München einsetzende gewaltige Aufschwung des nationalsozialistischen Gedankens im ganzen Reiche hatte längst einem schweren Rückschlag Platz gemacht. Eine tiefe Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit hatte viele alte Kämpfer befallen. Mancher hatte der Bewegung den Rücken gekehrt. In Norddeutschland versuchten einige ehrgeizige deutsch-völkische Führer, das Erbe Adolf Hitlers anzutreten und seine Bewegung für ihre Zwecke umzubiegen, und es war eine verhältnismäßig kleine Schar, die treu zur alten Fahne stand.
Da öffneten sich am 20. Dezember 1924 für Adolf Hitler die Tore der Festung Landsberg am Lech. Für den Rest der "Strafe" von fünf Jahren, zu der er wegen "Hochverrats" verurteilt worden war, erhielt er Bewährungsfrist zugebilligt.
Ein befreites Aufatmen ging durch die Reihen seiner Mitkämpfer. Nun der Führer wieder unter ihnen war, um die Fahne entschlossener denn je voranzutragen, war ihnen nicht mehr bange um die Zukunft.
Was für manche eine herbe Enttäuschung bedeutete, war für ihn selbst und seine Getreuen eine Selbstverständlichkeit: nämlich, daß er sich nicht auf eine der bestehenden völkischen Organisationen stützte, sondern seine alte NSDAP wieder aufrichtete. Schon am 27. Februar 1925 konnte er unter unbeschreiblichem Jubel seiner Anhänger im historischen Bürgerbräukeller zu München, der wegen Überfüllung polizeilich gesperrt werden mußte, die Neugründung seiner Bewegung proklamieren. Es bedeutete fürwahr keine geringe Leistung, daß es Adolf Hitler mit einer meisterhaften Rede gelang, die zum Teil miteinander aufs tödlichste verfeindeten Angehörigen der "Großdeutschen Volksgemeinschaft" und der "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung", wie die beiden sich bekämpfenden Richtungen damals hießen, wieder zusammenzubringen.
Der Anfang war gemacht. Der Kampf konnte im Zeichen der alten Idee von neuem beginnen. Aber er unterschied sich in einem grundsätzlich von den Methoden, die bis zum 9. November 1923 angewandt worden waren. Während bis dahin alles auf einen gewaltsamen Umsturz des bestehenden Systems eingestellt war, erkannte der Führer klar die Notwendigkeit, nunmehr seinen Kampf auf legalem Wege durchzuführen. Das bedeutete aber nur eine Änderung der Taktik, keinesfalls eine Verrückung des Zieles, das nach wie vor hieß: Eroberung der politischen Macht in Deutschland. Die Verfassung der Novemberrepublik mit ihrer demokratischen Grundlage bot die Möglichkeit, durch unermüdliche Propaganda mehr und mehr das Volk für sich zu gewinnen, im Zuge der Wahlen in die parlamentarischen Volksvertretungen einzudringen und so auf durchaus gesetzmäßigem Wege sein Ziel zu erreichen. Man mußte also die Demokratie mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Da aber der Führer trotzdem in seiner Kampfansage an das politische Regime in Deutschland an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, trafen die damaligen Machthaber in Deutschland sofort ihre Gegenmaßnahmen, um eine Festigung der Partei und eine Ausbreitung ihrer Idee zu verhindern. Zunächst begann die bayrische Regierung mit einem Redeverbot gegen Adolf Hitler, das sie durch eine entstellte Wiedergabe seiner Rede begründete, eine Kette behördlicher Unterdrückungen und Schikanen einzuleiten.
Nichts war der Bewegung erspart geblieben. In Kampf, Not, Opfern und Entbehrung war sie gewachsen, war sie gehärtet und geläutert worden. Ihre Anhänger waren tausendfachen Verfolgungen ausgesetzt gewesen. Man hatte ihnen die Braunhemden ausgezogen, hatte sie geschlagen, in die Gefängnisse geworfen. Man hatte sie mit Schmutzkübeln der Verleumdung übergossen, wirtschaftlich geschädigt, um ihre Existenz gebracht, und hatte sie durch Prozesse zu zermürben versucht. In blutigen Saalschlachten hatten Tausende und aber Tausende von Nationalsozialisten ehrenvolle Wunden davongetragen. Viele waren von vertierten "Genossen" auf nächtlichen Straßen gemeuchelt worden. Das unerbittliche Muß peitschte alle ohne Aufhören durch Propagandafeldzüge und Wahlkämpfe, durch Versammlungen und Aufmärsche. Ein Privatleben kannte der Nationalsozialist kaum mehr. Immer unterwegs, im Dienst, im Kampf. Am Ende jedes Erfolges sogar stand das eiserne Wort des Führers "Der Kampf geht weiter!", ein Befehl, dem er selbst bis zur Aufopferung gehorchte. Mancher sank mutlos am Wege nieder, mancher verzweifelte am Endsieg, mancher brach physisch zusammen. Nur der Glaube hielt die Bewegung aufrecht und ihr Symbol, der Führer, der ihr wie eine Fahne im Schlachtengetümmel voranleuchtete ... Und doch stand ihr das schwerste Jahr noch bevor.
Das Jahr 1932 mit seiner äußersten Zusammenballung aller Kräfte, die von jedem einzelnen, vom Führer angefangen bis zum unbekannten SA-Mann, das letzte herausholte, dieses Jahr mit seinen Reichspräsidentenwahlen, den beiden Reichstagswahlen, den zahlreichen Landtags- und Bürgerratswahlen, mit den vier Deutschlandflügen Adolf Hitlers — allein beim dritten sprach der Führer innerhalb von 14 Tagen in 49 Riesenversammlungen — mit denen Hand in Hand eine bis dahin unerhörte Propagandawelle ging!
Dieses Jahr 1932 mit seinem bunten Wechsel der Kabinette Brüning, Papen, Schleicher, seinem SA-Verbot und seinen Notverordnungen; mit dem vergeblichen Versuch der Regierung, den Führer durch das Angebot des Vizekanzlerpostens auf ein totes Geleise zu schieben; mit dem erheblichen nationalsozialistischen Stimmenrückgang bei den zweiten Reichstagswahlen im November, mit dem steten Anwachsen der kommunistischen Welle, mit dem Dolchstoß Gregor Strassers und endlich mit den Strömen besten deutschen Blutes, das für die Neugeburt des Reiches geflossen ist! Aber auch dieses Jahr ging vorüber, und die Nachricht "Hindenburg beruft Hitler als Reichskanzler!" erschütterte am 30. Januar 1933 ganz Deutschland. Die einen, welche ihre Sünden wider Bewegung und Nation bedrückten, blickten bangen Herzens in die Zukunft, soweit sie es nicht vorzogen, unter Mitnahme ihres Geldes über die Grenze zu flüchten, um aus dem schützenden Ausland ihre vergifteten Pfeile gegen Deutschland zu verschießen. Die anderen, die schwer genug unter der Not der vergangenen Jahre geseufzt hatten, dankten der Vorsehung, die endlich einen Umschwung der Dinge herbeigeführt hatte.
In der Garnisonkirche zu Potsdam versammelte sich am 21. März zum ersten Male wieder ein deutscher Reichstag. An historischem Platze, dort, wo verblichene Fahnen des Ruhms die letzte Ruhestätte des großen Preußenkönigs beschatten, fand der Staatsakt statt, welcher eine neue Epoche deutscher Geschichte festlich einleitete. Deutschland gehörte wieder den Deutschen! Der Weg in eine schönere Zukunft war frei! Adolf Hitler konnte mit dem Aufbau des Dritten Reiches beginnen! Schon 1926 hatten die österreichischen Nationalsozialisten, mit denen die NSDAP ebenso wie mit der deutsch-böhmischen Bruderpartei seit Jahren in enger Fühlung gewesen war, sich organisatorisch in die Bewegung eingegliedert. Während aber Adolf Hitler mit seiner braunen Armee das Reich gewann, wurde die nationalsozialistische Bewegung in Deutsch-Österreich nur noch brutaler unterdrückt. Und als gar der spontane Versuch des Volkes, die Ketten abzuschütteln, im Sommer 1934 fehlgeschlagen war, da begann für unsere nationalsozialistisch und damit großdeutsch empfindenden Brüder jenseits der Grenzpfähle eine Zeit unermeßlichen Leides.
Aber auch hier zeigte es sich, daß Terror und Unterdrückung niemals imstande sind, eine Idee auszulöschen aus den Herzen derer, die von ihr im Innersten erfüllt sind. Wohl wurde die Partei mit ihren Gliederungen aufgelöst und jede illegale Betätigung unter schwerste Strafen gestellt. Wohl verbot man das Tragen des Hakenkreuzes und den Deutschen Gruß. Aber Hunderttausende waren freudig bereit, die verbotene und geschmähte Fahne durch Nacht und Elend zu tragen bis zum Morgen des Sieges, der einmal anbrechen mußte. Für viele ging der opfervolle Weg durch die Kerker des Systems, durch Schmach und durch Schande. Mancher mußte seinen letzten Gang antreten, aber er tat es aufrechten Sinnes und ungebrochen, mit harten Zügen, aber verklärt von dem Wissen um eine baldige Wandlung und mit einem "Heil Hitler" auf den erblassenden Lippen. Kein Machtmittel reaktionärer Staatsgewalt konnte es hindern, daß immer dumpfer dröhnend der Ruf "Ein Volk — ein Reich — ein Führer !" die österreichischen Lande durchhallte und jenseits der Grenzpfähle in der großen Heimat aufgeschlossene Herzen fand.
Schon im Juli 1936 hatte der Führer auf dem Wege eines Abkommens mit Österreich versucht, die Spannungen zu beseitigen. Trotz aller Versprechungen aber gab die österreichische Regierung ihre feindliche Haltung gegenüber den Nationalsozialisten nicht auf. Da fand am 12. Februar 1938 auf dem Obersalzberg jene Begegnung zwischen dem Führer und dem österreichischen Bundeskanzler statt, in welcher sich Herr Schuschnigg verpflichtete, den Nationalsozialisten Österreichs volle Gleichberechtigung zu gewähren. Aber kaum zu Hause angelangt, sann er auf Verrat. Am 9. März schon kündigte er in Innsbruck eine verfassungswidrige, allen staatsrechtlichen Grundsätzen hohnsprechende "Volksbefragung" über die Unabhängigkeit Österreichs an. Niemand konnte daran zweifeln, daß eine gerechte Volksabstimmung nach Verlauf von drei Tagen ohne jede Vorbereitung und bei dem Fehlen jeglicher Wahllisten unmöglich war. Schuschnigg wollte aber gar keinen ehrlichen Volksentscheid, sondern er suchte durch Betrug und Terror ein ihm selbst günstiges Wahlergebnis zu erreichen, auf Grund dessen er seine Politik der Unterdrückung des Deutschtums hoffte fortsetzen zu können. Er hatte vergessen, daß Deutschland unter der Fahne Adolf Hitlers wieder zur Großmacht geworden war, die den Wortbruch eines Verräters und die Knechtung von Millionen deutscher Volksgenossen nicht mehr zu dulden gesonnen war.
Rasch senkte sich nun der Vorhang über dem Spiel der Schande, das lange genug gedauert hatte. Nach anfänglichen Versuchen, die allerorts aufflammende Empörung der Bevölkerung blutig niederzuwerfen, trat Schuschnigg schon am 11. März zurück. Die Regierungsgewalt lag nunmehr in den Händen von Seyß-Inquart, welcher als Nationalsozialist dem Kabinett seit dem Berchtesgadener Abkommen angehört hatte. Zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung erbat er den Einmarsch deutscher Truppen, denn schon glaubte der Marxismus, im Trüben fischen zu können. Tags darauf donnern die deutschen Flugzeuggeschwader über den österreichischen Landen und grüßen das nationalsozialistische Österreich mit Millionen von Flugblättern. Der Führer aber, zugleich mit den überall marschierenden Soldaten der deutschen Wehrmacht, zieht wie ein Triumphator in seine Heimat ein.
Der Ruf der Sehnsucht hat sich erfüllt: Ein Volk — ein Reich — ein Führer! So ist es ein einziger Schrei des Dankes, der dem Befreier entgegenjauchzt, wie er am nächsten Tag durch ein Meer jubelnder und Fähnchen schwingender Menschen in Wien einzieht.
Deutlicher, als es je eine Abstimmung auszudrücken vermöchte, hatte das deutsche Volk in Österreich schon gesprochen, als es in jenen unvergessenen Märztagen Adolf Hitler auf Wogen der Begeisterung durch seine Heimat trug. Und so war das Ergebnis des Volksentscheids, der jetzt für das ganze deutsche Volk zum 10. April angesetzt wurde, nunmehr die äußere Bestätigung einer vollendeten Tatsache. Es konnte nichts anderes sein, als ein überwältigendes Bekenntnis zum Großdeutschen Reich und zu seinem Schöpfer und Führer.
Nicht die Idee allein, die mit ihrer dynamischen Kraft die Bastionen der alten Ordnung niederwarf, hat Deutschland erobert; nicht allein die Gewalt der Rede, mit der der Führer die neue Weltanschauung in die Herzen und Hirne unserer Generation hämmerte, es war die Persönlichkeit Adolf Hitlers, welche als bewegende Kraft von Anfang an hinter der Idee stand und den Erfolg verbürgte.
Die Einmaligkeit der Erscheinung des Führers und die Kraft seiner Ausstrahlung liegen begründet in der Totalität seines Genies und in der Harmonie seiner Persönlichkeit, jener seltenen Verbindung, deren sich die Vorsehung bedient, um eine Wende im Geschehen auf dieser Erde herbeizuführen. So verblüffend manchmal die Gegensätzlichkeit wirken mag, die in der Genialität des Führers zu Tage tritt, die Verschiedenartigkeit der Interessengebiete, die ihn anziehen und die er beherrscht — diese Vielfalt der sich gegenseitig ergänzenden Begabungen und Neigungen ist es gerade, was zur harmonischen und gigantischen Vollkommenheit des Genies verschmilzt. So hat der Führer, dessen Wurzeln im Künstlerischen liegen, erfüllt von den schönsten Soldatentugenden den Weg ins politische Leben angetreten und das Werk des Staatsmannes mit den Waffenerfolgen seines Feldherrntums gekrönt. Seine schöpferische Phantasie, der er seine großen Konzeptionen und Planungen verdankt wird gebändigt von einer messerscharfen Logik und einem ungewöhnlichen Sinn für das Reale. Sein Blick für die Bedürfnisse und Notwendigkeiten des täglichen Lebens ist ebenso klar und ungetrübt wie sein Urteil in allen Fragen der Kunst und Ästhetik; seine politische Haltung ist immer soldatisch gewesen, seine Kriegführung ist den politischen Notwendigkeiten Untertan, und Staatsführung wie Kriegführung sind durch ihn zur Staatskunst und zur Kriegskunst erhoben. So ist es nur folgerichtig, daß der Führer schon in der Zeit des Kampfes um Deutschland, als er sich, oft auch mit Brachialgewalt, mit den zersetzenden Erscheinungen des jüdisch-marxistischen Systems auseinanderzusetzen hatte, in großen Zügen sein Kulturprogramm niederlegte, Pläne für gewaltige Bauten entwarf und umwälzende städtebauliche Projekte vorbereitete, daß er in den Jahren des innen- und außenpolitischen Aufbaus des neuen Reiches und der Schaffung seiner Wehrmacht zugleich mit der Durchführung dieser kulturellen Aufgaben begann, der deutschen Kunst einen neuen Auftrieb gab und zur selben Zeit die Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufbau schuf.
Der kühl rechnende Verstand hat den Führer erst begriffen zu einer Zeit, als die eingetretenen Ereignisse seinen Prophezeiungen Recht gaben, als sich die eherne Logik seiner Beweisführungen ergab und sein Führungsanspruch durch die gegebenen Tatsachen und durch den Erfolg gleichermaßen erhärtet war. Aber lange vorher war in den Herzen vieler Tausende der Glaube lebendig an den Mann, der allen realen Gegebenheiten zum Trotz versprach, das niedergetretene Deutschland wieder aufzurichten und zu nie geahnter Größe emporzuführen. Dieser Glaube der Massen aber galt nicht den Worten, er galt dem Manne, dem Menschen Adolf Hitler. Das war das Geheimnis der Kampfzeit, daß er wie ein Magnet Kämpfer aus allen Gauen des Reiches anzog und sie durch die Kraft seiner Persönlichkeit zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenschweißte, mit welcher er das Reich gewann.
Und wenn heute die ganze deutsche Nation dem Führer nicht nur die höchste Verehrung entgegenbringt, sondern, zu jedem Opfer bereit in heißer Liebe an ihm als dem Vater des Volkes hängt, so hat dies nicht zuletzt seinen Grund in den menschlichen Zügen Adolf Hitlers. Das Verständnis, mit dem dieser Mann, selbst aus dem Volke herausgestiegen, den Sorgen und Nöten des Volkes gegenübersteht, die Verbundenheit mit der Masse, die Treue gegenüber seinen Mitkämpfern, sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, die große innere Güte, die auch noch hinter harten Entscheidungen durchleuchtet, die er im Interesse des Volksganzen treffen muß, sein tiefes Gefühl für alles Hohe und Schöne, all dies strahlt auf die Massen zurück und erfüllt sie mit gläubigem Vertrauen. Was aber die Persönlichkeit des Führers so über alles erhaben macht, das ist das leuchtende Beispiel, das er tagtäglich von neuem dem Volke gibt. Das Volk weiß, daß der Führer an sich selbst die härtesten Anforderungen stellt, daß er von keinem einen Tribut verlangt, den er nicht selbst jeden Augenblick zu leisten bereit wäre, daß seine Arbeit und sein ganzes Sein nur Deutschland gehören und daß er selbst das Opfer des Verzichtes auf jegliches Privatleben bringt. So geht er in des Wortes schönstem Sinne als Fahnenträger seinem Volke voran, allen sichtbar, Führer der Nation, Schöpfer des Reiches, Wegbereiter einer neuen Zeit!