Wirtschaft 1933 - 1938 und die Folgen bis 1945

Beträge in Milliarden RM

1933

1934

1935

1936

1937

1938

Volkseinkommen

42,5

48,9

55,3

62,1

69,9

78,3

Lohneinkommen

26,0

29,2

32,3

35,3

38,9

42,9

Unternehmereinkommen

13,8

16,5

19,3

22,7

26,5

30,6

Lohnquote

61,20%

59,70%

58,40%

56,80%

55,70%

54,80%

Staatsschulden

12,9

14,8

16,4

21,3

23,3

31,5

Arbeitslose

26,00%

14,00%

10,00%

7,00%

3,00%

2,00%

Beträge in Milliarden RM

1933

1934

1935

1936

1937

1938

Öffentl. Verbrauch *)

7,0

6,9

7,2

7,4

7,9

8,6

Öffentl. Investitionen *)

2,4

3,5

3,9

4,2

4,6

5,5

Rüstungsausgaben

0,7

4,2

5,5

10,3

11,0

17,2

davon MEFO (%)

-

51%

49%

43%

25%

-

Summe

10,1

14,6

16,6

21,9

23,5

31,3

Anteil der Rüstungsausgaben

6,90%

28,80%

33,10%

47,00%

46,80%

55,00%

*) ohne Rüstungsausgaben

Bei den Angaben der Haushaltszahlen in den verschiedenen Quellen finden sich immer wieder ganz beträchtliche Unterschiede. Das ist auf die unterschiedlichen Zeiträume des Bezuges zurückzuführen: Das Budgetjahr deckte sich nicht mit dem Kalenderjahr, es lief vom 1.4. bis 31.3., auch kommt es vor, dass die Ausgaben unterschiedlich nach Auftrags-, Liefer- oder Zahlungsterminen zugeordnet sind, dadurch sind z.B. für die Rüstungsausgaben von 1933 auch Summenangaben von über einer Milliarde RM möglich, die allerdings erst ab dem Rechungsjahr 1934/35 budgetwirksam wurden (soweit sie nicht mittels der Geld ersetzenden MEFO-Wechseln verschleiert wurden).

Eine Reichsmark (RM) der Dreißigerjahre entspricht nach dem offiziellen Preisindex im Jahr 2000 öS 53,46 bzw. 3,89 Euro (die Preise stiegen weiter, 2008: 1RM = 4,63 Euro, bzw. 63,70 ATS), was allerdings kaum auf alle Preisvergleiche im Alltagsleben passt, auf verschiedenen Gebieten wäre die RM, bedingt durch die seither erfolgte Kostenverschiebung von der Produktion zur Dienstleistung, höher oder niedriger umzurechnen.
Z.B. ist heute der Anteil der Lebensmittelausgaben am Einkommen viel geringer, Elektrizität und Elektrogeräte sind weitaus billiger, Wohnaufwand oder Handwerker deutlich teurer, der Individualverkehr der Dreißigerjahre beruhte auf dem finanzierbaren Fahrrad, nicht dem unbezahlbaren Auto, viele Konsumbereiche von heute existierten damals noch nicht, die Ausgaben mussten beim Großteil der Bevölkerung hauptsächlich für die Grundversorgung verwendet werden
(in Euro von heute ausgedrückt wäre 1939 zu Kriegsbeginn das durchschnittliche Monatseinkommen eines Arbeiters ca. bei 500, der Angestelltenmonatslohn 900 bis 1.000 Euro gewesen).

Allgemein kann man zur Wirtschaftsentwicklung feststellen, dass das Bruttonationalprodukt 1926/27 das Niveau vor dem 1. Weltkrieg wieder erreichte, bis 1929 weiter anstieg und anfangs der Dreißigerjahre wieder unter die Ansätze von 1913 zurückging. Ab 1933 gab es einen steilen Anstieg, 1937 wurden ca. 140% des BNP von 1913 erreicht, was offenbar mit den Rüstungsinvestitionen zusammenhing. Die deutsche Wirtschaft war den Nazis für ihre enormen Geschäfte auch finanziell sehr dankbar, alleine die "Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft" erbrachte bis 1945 einen Ertrag von rund 700 Millionen Reichsmark.

Bis zum Kriegsbeginn 1939 machten die deutschen Rüstungsausgaben um die 60 Milliarden Reichsmark aus, in seiner Rede vom 1.9.1939 zum Kriegsbeginn gegen Polen spricht Hitler von 90 Milliarden Ausgaben für die deutsche Aufrüstung, diese Zahl ist aber eine propagandistische Übertreibung.
Hitler hatte das Defizit vorsätzlich eskalieren lassen, Staatsschulden zur Finanzierung eines imperialen Raubkrieges, der Hitlerdeutschland zur Weltmacht machen sollte.
Wie Hitler am 22. August 1939 vor den leitenden Militärs einbekannte, war der Krieg für Nazideutschland eine Notwendigkeit: "Wir haben nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Unsere wirtschaftliche Lage ist infolge unserer Einschränkungen so, dass wir nur noch wenige Jahre durchhalten können. Göring kann das bestätigen. Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen handeln."

Was blieb 1945 von diesem Handeln: Der Papiergeldumlauf belief sich bei Kriegsende auf rund 70 Milliarden Reichsmark (gegenüber weniger als 9 Milliarden im Juni 1939). Ein Vergleich zu Österreich im Krieg 1914/18: hier stieg der Geldumlauf von ca. 2,5 Milliarden Kronen 1913 bis 1918 auf gut 35 Milliarden, allerdings betrug die Teuerung damals in Österreich im selben Zeitraum 117%, während es von 1939 bis 1945 durch die umfassende Warenbewirtschaftung offiziell keine Inflation gab, die folgte erst nach Kriegsende und über den Schwarzmarkt.

Die Staatsschulden erreichten 1945 unvorstellbare 450 Milliarden Reichsmark, im offiziellen Kurs umgerechnet auf das Jahr 2000: 24 Billionen Schilling oder 1,750 Billionen Euro - "bezahlt" wurden die Schulden durch die Abschöpfung der Sparguthaben und die Währungsreform.